Dritte Orte: normativ und deskriptiv betrachtet

Auf den diesjährigen OERcamps gab es mehrere Sessions zu Dritten Orten. Insbesondere haben wir viel über die Frage diskutiert, was denn überhaupt ein Dritter Ort sei. Unser Ausgangspunkt hierzu war die Frage: ‚Ist Starbucks ein Dritter Ort‘. Als Ergebnis der Diskussion kamen wir zu dem Schluss: deskriptiv betrachtet wahrscheinlich ja, normativ betrachtet eher nicht.

Anders ausgedrückt: Starbucks wird real von vielen Menschen als Dritter Ort genutzt. Es fehlen aber (insbesondere durch den kommerziellen Charakter) viele Merkmale, die wir uns für einen Dritten Ort wünschen würden.

Für eine Charakerisierung von Dritten Orten leiteten wir darauf aufbauend ab, dass sowohl eine normative als auch eine deskriptive Charakterisierung möglich ist. Die deskriptive Charakterisierung führt dabei zu einer Definition von Dritten Orten in einem weiteren Sinne, die normative im engeren Sinne. Dies haben wir an mehreren Kategorien ausdifferenziert.

1. Ein Dritter Ort im engeren Sinne ist ein physischer Raum, d.h. ein konkreter, physischer Ort, den man aufsuchen kann. Während es im engeren Sinne ein offener Raum sein sollte, d.h. ein Ort, den man offen betreten (kein Ausweis. kein Eintritt) und an dem man sich offen aufhalten kann.

2. Im weiteren Sinne ist ein Dritter Ort ein Raum für Austausch, d.h. ein Ort an dem es andere Menschen und Möglichkeiten zum Mitmachen gibt. Während es im engeren Sinne noch mehr ein Raum für Bildung sein sollte, d.h. ein Ort, der Information anbietet (virtuell, auf Papier, etc.), zur Reaktion/Kommunikation ermutigt und der “Andockmöglichkeiten” zum Reflektieren, Ausprobieren, Erforschen mit Anderen bereithält.

3. Im weiteren Sinne ist ein Dritter Ort ein temporärer Raum, d.h. ein Raum, der kurzfristig zur Verfügung steht. Optimalerweise und damit im engeren Sinne wäre ein Dritter Ort ein längerfristig angelegter Raum, d.h. ein Raum, der längerfristig bzw. im besten Fall dauerhaft angelegt ist.

4. Im weiteren Sinne ist ein Dritter Ort der Ort einer bestimmten ‘Community, d.h. ein Raum, der in einer bestimmten Gruppe bekannt ist und über den in diesem Sinne  ‘Insider’ Bescheid wissen, sich dort treffen und austauschen. Im engeren Sinne sollte ein Dritter Ort ein Ort der Vielfalt sein, d.h. ein einladender Ort, dessen Funktionsweise, Intention und Beteiligungsmöglichkeiten verständlich und transparent auch für (noch) Außenstehende beschrieben sind und an dem somit Menschen mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen und fachlichen Hintergründen zusammen kommen.

Den Erarbeitungsprozess zu dieser Unterscheidung sowie eine kontinuierliche Ergänzungsmöglichkeit findest Du in diesem GoogleDoc.

Überblick

Kategorie

Definition

Datum

Mon, 15/10/2018 - 05:27

Autor/in

Nele