Kreativhaus im Moltkepark

Es ist Sonntag. Ich bin nach einer Konferenz in Aachen noch bei meinem Freund Bernd zu Besuch. Er fragt mich, was ich denn gerne von Aachen noch sehen würde. Wir könnten mit dem Rad etwas erkunden. Was soll ich da sagen? Such Du doch etwas aus. Wir radeln Richtung Neumarkt durch einen Park. Es ist ein kleiner Park, zwischen Wohnhäusern gelegen. Ganz nett, denn die Sonne scheint und es ist ziemlich leer um die Vormittagszeit. 

Der Name kommt mir plötzlich bekannt vor. Ist das nicht der Park von dem Frau Keupen von der Bleiberger Fabrik, bei der gestrigen Sozial-Konferenz erzählt hat? Und da ist es schon: das Kreativhaus im #Moltkepark. 

Ein kleiner Holzbau im Stil eines Tinyhouses. Die Tür ist offen. Was sage ich Tür, die Wand ist offen, denn eine Türhemmschwelle gibt es nicht. Die gesamte Vorderwand wird einfach zur Seite geschoben. Eine schöne Idee. Da haben sich Menschen Gedanken über Zutrittsbarrieren gemacht. Vorne steht ein großer Tisch, an dem zwei Frauen werkeln. Wir sind neugierig. Ich schaue in offene Gesichter, die mich begrüßen. Wir fragen. Die Antworten sind einfach: wenn Du etwas basteln willst oder bauen willst, kannst Du gerne anfangen. Die Werkstatt ist offen - für jeden übrigens.

Beide arbeiten an einem Keramikmosaik. Es sind Teile für eine Mauerarbeit im Park. Die Mauer ist mehrere Meter lang und soll von Menschen kreativ gestaltet werden. Eine schöne Idee, findet Bernd und fragt, ob er auch mit seinem Sohn kommen könnte.  Um es vorweg zu sagen: Bernd ist mit seinem Sohn am nächsten Nachmittag wieder hier und macht ein Mosaik für die Mauer. Titel des Werkes ist: „Hambi bleibt!“ (Hambi=Hambacher Forst).

Diese neuen Räume liebe ich. Es sind Ermöglichungsräume ohne einen Kursbetrieb, ohne ein Programm. Sie bieten Platz für Unvorhergesehendes.  Sie kreieren schnell eine eigene Geschichte. Pavillions im Park sind gerne Zielscheiben von Vandalismus. Das Kreativhaus hatte schnell neue Begleiter. Wohnungslose entdeckten die Rückseite als gutes Quatier für den Winter. Was sonst für Unruhe sorgt, ist hier undramatisch. Die Wohnungslosen betrachteten den Park und insbesondere den Raum um das Kreativhaus, wenn es geschlossen war, als ihr Zuhause. Für Vandalen keine Chance.

Aber zurück zu den Menschen im Kreativhaus. Was mich begeisterte, war die Art und Weise, wie die beiden Frauen mit uns in Kontakt kamen. Keine große Rede von Konzepten, von Zielen und Kosten. Sie beantworteten alle Fragen und arbeiteten an ihrem Werk weiter. Da war eine gelassene Ernsthaftigkeit für ihr Projekt erkennbar, die andere leicht anstecken kann.

Auch solche Orte sind für mich dritte Orte. Es sind Orte, die Neugierde wecken, an denen ich mich willkommen fühle und eigene Ideen einbringen kann, aber nicht muss. Es ist keiner da, der mich „betreut“, sondern es reicht da zu sein und sich im Denken und in Gesprächen treiben zu lassen.

Wir sind dann noch zur besten Eisdiele Aachens gefahren. Hier die Adresse, es lohnt sich. Delzepich, Bismarckstr. 197. Ende Oktober bin ich wieder in Aachen. Mal sehen, was aus der Mauer geworden ist.

 

Betreiber Kreativhaus: Bleiberger Fabrik

Überblick

Kategorie

Inspiration

Datum

Tue, 23/10/2018 - 04:45

Autor/in

Joachim